Michelle Marly, Ornette Coleman, Dogs of Berlin und Ben Bracken Islay Single Malt Scotch Whisky

In unserer 299. Episode lasen wir ‚Madame Piaf und das Lied der Liebe‘ von Michelle Marly, hörten ‚The Shape of Jazz to Come‘ von Ornette Coleman, sahen ‚Dogs of Berlin‘ und verkosteten den Islay Single Malt Scotch Whisky von Ben Bracken.

Gelesen

Michelle Marly – Madame Piaf und das Lied der Liebe (Aufbau-Verlag)

Die Autorin Michelle Marly heißt eigentlich Micaela Jary und wurde 1956 in Hamburg geboren. Sie ist die Tochter des Komponisten Michael Jary. Sie wuchs in Hamburg, München und Lugano auf. In München studierte sie Englisch und Italienisch. Sie arbeitete viele Jahre als Redakteurin, Ressortleiterin und stellvertretende Chefredakteurin für verschiedene Zeitschriften.
Seit 1993 schreibt Micaela Jary Bücher, unter dem Pseudonym Gabriela Galvani schrieb sie erfolgreich historische Romane, darunter ‚Die Seidenhändlerin‘ im Aufbau-Verlag, der Roman, der 2009 den 2. Platz beim DeLiA-Literaturpreis belegte. 2018 erschien ihre erste Romanbiografie ‚Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe‘ unter dem Pseudonym Michelle Marly. Sie wohnte viele Jahre in Paris und lebt heute in München und Berlin. 2011 bis 2012 war sie Jury-Mitglied für den DeLiA-Literaturpreis. 2012 gehörte sie der Jury für den Putlitzer Preis an und 2013 der Jury für das Genre historischer Kriminalroman für den HOMER Literaturpreis.

Der Roman beginnt im Jahr 1944 in Paris: Nach Ende der deutschen Besatzung wird die Sängerin Édith Piaf der Kollaboration angeklagt – und fürchtet ein Auftrittsverbot. Während sie ihre Unschuld zu beweisen versucht, lernt sie Yves Montand kennen, einen ungelenken, aber talentierten jungen Sänger. Édith beginnt mit ihm zu arbeiten, und schon bald werden aus den beiden Chansonniers Liebende. Das Glück an Yves’ Seite inspiriert Édith zu einem Lied, das sie zu einer Legende machen könnte – ‚La vie en rose‘.

Gehört
Ornette ColemanThe Shape of Jazz to come

Randolph Denard Ornette Coleman wurde 1930 in Fort Worth in Texas geboren. Er war Jazz-Musiker, der vor allem Alt-, gelegentlich auch Tenorsaxophon, Trompete und Geige spielte und auch ein wichtiger Komponist war. Ornette Coleman gilt als Pionier des Free Jazz und ist der Schöpfer der ‚Harmolodics‘. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen und nach dem Tod seines Vaters als Halbwaise auf. Sein erstes Saxophon bekam er mit 14. Er brachte sich von nun an sowohl das Saxophonspiel als auch das Notenlesen selbst bei. Mit 19 Jahren ging er von seinem Zuhause weg, um Armut und Rassendiskriminierung im Süden der USA zu entfliehen.

In Los Angeles schlug er sich zunächst mit Hilfsjobs durch und eignete sich 1950 wiederum im Selbststudium Harmonielehre und Musiktheorie an. Hier entwickelte er auch eigenen musikalischen Konzepte und fand Unterstützer. u.a. in Billy Higgins (Schlagzeug) und Charlie Haden (Bass). Diese lernte er 1958 in der Band von Paul Bley (Klavier) kennen, die um Coleman und Cherry erweitert wurde, bevor sie durch Bleys Ausstieg zum Ornette Coleman Quartet wurde.
Die Band spielte in kleinen Clubs in Los Angeles. Ihren ersten Plattenvertrag erhielt sie nur durch Zufall, denn eine Plattenfirma kaufte eines von Colemans Arrangements. Sie fand aber außer dessen Gruppe niemand, der dieses auch spielen konnte.

‚The Shape of Jazz to Come‘ ist das zweite Studioalbum von Ornette Coleman, das den Übergang zum Free Jazz und Avantgarde Jazz vollzieht. Am 22. Mai 1959 aufgenommen, bestand die Besonderheit dieses Albums im Verzicht auf konventionelle Harmoniewechsel. Teilweise löst sich die Musik hier erstmals vom traditionellen Jazz-Formschema.

Alle sechs Titel des Albums sind Eigenkompositionen von Ornette Coleman. Den Titeln ist gemeinsam, dass sie zwar noch am traditionellen Ablauf von Jazzstücken, also an ‚Thema – Improvisationen – Thema‘ orientiert sind, sich aber von den damals gebräuchlichen harmonischen Strukturen lösen, was durch kommunikative Musikalität ermöglicht wurde. Die Solisten sind dadurch nicht an harmonische Vorgaben gebunden und genießen wesentlich größere Freiheiten im Umgang mit dem eigenen Tonmaterial. Dieses Konzept war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung des ‚Free Jazz‘, ein Begriff der später durch ein weiteres Album von Coleman geprägt wurde.

‚Lonely Woman‘ – der erste Song aus dem Album – ignoriert schlicht die Regeln des Bebop. Der schnelle Rhythmus steht konträr zu den beiden Bläsern, die das Thema in einem langsamen Rubato darüber spielen. Haden spielt auf dem Bass eher Akzente als dass er eine metrische Orientierung verfolgt. Die Melodie wird in den Soli kaum noch aufgenommen und die Grundstimmung des Stückes schwankt zwischen verschiedenen Emotionen: Sorge, Sympathie und Resignation. Das Stück genießt mittlerweile den Rang eines Standards und ist vermutlich die Komposition von Coleman, die am häufigsten von anderen Jazzmusikern gespielt wird.

Die Stücke bewegen sich zwischen Unrast, Aufgekratztsein, Glück und Trauer, das Stück erlaubt den Solisten diesen Gefühle nachzuspüren, was Coleman in besonders humorvoller Weise gelingt. Also ganz ähnlich wie bei der Zwölftontechnik, wo es ja auch auf Stimmungen und Bilder ankommt.

Das Foto auf dem Cover, ein Porträt von Coleman, wurde von Lee Friedlander aufgenommen.

Das Album und Colemans Konzept lösten bei seiner Erscheinung heftige Kontroversen aus. Das Jazzpublikum tat sich zunächst schwer, in der freien Improvisation Strukturen zu erkennen, was zu Vorwürfen der Beliebigkeit und mangelnder Fähigkeiten führte. Auch Jazzgrößen wie Miles Davis verweigerten Colemans Musik zum damaligen Zeitpunkt die künstlerische Anerkennung. Dennoch wurde dem Album dadurch natürlich eine große Aufmerksamkeit geschenkt. Obwohl die Kontroverse über Tradition und Avantgarde im Jazz bis heute andauert, und Musiker wie Wynton Marsalis diese Musik bis heute nicht akzeptieren, wird ‚The Shape of Jazz to Come‘ heute überwiegend als Klassiker der Jazzgeschichte wahrgenommen. Ob man es mag oder nicht, es ist eines der wichtigsten Alben der Musikgeschichte, auch außerhalb des Jazz‘. Ornette Coleman hat eine eigene Harmonielehre geklöppelt, ein eigenes Musikgenre in die Welt gesetzt und Musikgeschichte geschrieben.

Gesehen

Dogs of Berlin

Dogs of Berlin ist eine deutschsprachige Dramaserie des Streaminganbieters Netflix und nach Dark die zweite deutsche Produktion bei Netflix. Die Dreharbeiten begannen 2017 in Berlin unter der Regie von Christian Alvart und Produzent Sigi Kamml. In den Hauptrollen sind Fahri Yardım und Felix Kramer zu sehen, sie spielen ein Ermittlergespann, das gegen die Verbrechen der Berliner Unterwelt den Kampf aufnimmt. Die Serie ist seit Dezember 2018 bei Netflix zu sehen.

Die Geschichte handelt von einem Mord an einem deutsch-türkischen Fußball-Nationalspieler, der am Vortag eines internationalen Fußballspiels einem Verbrechen zum Opfer fällt.
Möglich erscheint vieles, etwa dass Neonazis hinter dem Mord stecken oder der türkische Familienclan des Fußball-Superstars. Die Ermittlungen gehen jedoch auch in die Richtung der Berliner Libanesen-Mafia, bis am Ende sogar hohe Beamte der Hauptstadt ins Visier geraten.

Verkostet

Ben Bracken

Ben Bracken keine Brennerei, sondern ein Label, was bei Lidl verkauft wird. Es handelt sich um verschiedene Malts, die aus verschiedenen Brennereien verschiedener Regionen stammen. Deswegen gibt’s auch keine Geschichte zu diesem Malt. Wir haben uns insgesamt Drei dieser Malts vorgenommen. Zwei haben wir schon probiert, in Episode 297 und 298. Der letzte in dieser Serie ist der ‚Islay Single Malt Scotch Whisky‘, der also von der Insel Islay stammt. Er ist mit 40% abgefüllt sowie gefärbt und kühlgefiltert.


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