Feuilletöne – Sendung 271 – Marcel Proust, Paul Simon, Paul Weller, The Haunting of Hill House und Bio Reisbier Dunkel
Der vorletzte Teil von ‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ wartet auf uns in dieser Episode. Außerdem haben wir zwei Pauls gehört, nämlich ‚In the Blue Light‘ von Paul Simon und ‚True Meanings‘ von Paul Weller. Gesehen haben wir diesmal den Piloten der Netflix-Serie ‚The Haunting of Hill House‘ und verkostet wurde eine Bio Reisbier Dunkel von der Liebhart’s Brauerei. Ach ja, und Herr Martinsen war zum zweiten mal beim tollen Weserfunk zu Gast!
Gelesen
Marcel Proust – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Teil VI – Die Entflohene
Marcel Proust wurde 1871 geboren. Im Gymnasium begann er sich für das zu interessieren, was künftig sein Leben bestimmen sollte, nämlich Theater, Lesen und Schreiben. Er schloss 1893 sein Jura-Studium ab, ohne jemals einen juristischen Beruf auszuüben. Laut Proust liegt der Schlüssel nicht in einem Buch, sondern bei denen, die das Buch lesen. Als Proust im Januar 1909 einen Zwieback – im Roman ist es eine Madeleine – in seinen Tee taucht, wird er in seine Kindheit zurückversetzt. Er zieht sich von der Welt zurück, um einen Roman zu schreiben, von dem der erste Entwurf im September 1912 fertig wird. Der erste Band ‘Auf dem Weg zu Swann’ wurde von Verlagshäusern abgelehnt und erschien auf eigene Kosten im Jahre 1913. Zu diesem Zeitpunkt waren von Proust nur drei Bände geplant. Der Roman erzählt die Geschichte von Prousts eigenem Leben als allegorische Suche nach der Wahrheit und ist eines der wichtigsten Werke der Literaturgeschichte. Marcel Proust starb 1922 an einer Lungenentzündung in Paris. Die letzten drei Bände des Romans wurden posthum veröffentlicht. Wir haben für diese Folge der Sendung den sechsten Band gelesen.
Dieser Teil des Romans steht zunächst im Zeichen der Trauer und der Trauerbewältigung. Der Erzähler reist – nachdem Albertine ob eines Reitunfalls zu Tode gekommen ist – nach Venedig und sucht dort nach erotischen Abenteuern. Er kann aber nicht sagen, „was von meiner leidenschaftlichen Suche nach Venezianerinnen auf diese selbst, was auf Albertine, was auf meinen alten Wunsch von damals zurückzuführen war, nach Venedig zu reisen?“ Bei einem Spaziergang trifft er seine Jugendgeliebte Gilberte wieder. Sie hat inzwischen reich geerbt. Bei der Heimfahrt erfährt er von der Heirat Gilbertes. Zurück in Frankreich, macht Marcel einen Besuch bei Gilberte, deren Mann noch immer beim Militär ist und der inzwischen ein überraschendes außereheliches Liebesleben führt.
Gehört
Paul Simon – In the Blue Light
Paul Frederic Simon wurde 1941 in Newark in New Jersey geboren. Er ist Singer-Songwriter und Schauspieler. Seine musikalische Karriere überdauert mittlerweile sieben Jahrzehnte. Sein Ruhm und kommerzieller Erfolg begann als eine Hälfte des Duos ‚Simon & Garfunkel‘ – ursprünglich hießen sie Tom & Jerry – welches er 1956 mit Art Garfunkel gegründet hatte. Simon war der Komponist fast aller Songs des Duos, darunter u.a. ‚The Sound of Silence‘, ‚Mrs. Robinson‘ oder ‚Bridge over Troubled Water‘. Das Duo trennte sich 1970 auf dem Höhepunkt ihrer Popularität und Simon begann eine erfolgreiche Solo-Karriere und nahm drei gefeierte Alben in den nächsten fünf Jahren auf. Im Jahr 1986 veröffentlichte er ‚Graceland‘, ein Album, das von South African Township Musik inspiriert wurde. Es wurden ca. 14 Millionen Exemplare weltweit bei seiner Veröffentlichung verkauft und bleibt sein bekanntestes Solo-Werk. Er schrieb außerdem das Drehbuch für den Film ‚One-Trick Pony‘ im Jahre 1980 und spielte auch die Hauptrolle. Ferner schrieb er 1998 das Broadway-Musical ‚The Capeman‘. 2016 veröffentlichte er sein 13. Solo-Album, ‚Stranger to Stranger‘, das Platz eins der US-Amerikanischen Album Charts und der UK-Album Charts erreichte. Paul Simon wurde bis jetzt mit 16 Grammys ausgezeichnet, darunter drei für das Album des Jahres und einen Lifetime Achievement Award. Im Jahr 1986 erhielt er den Ehrendoktor für Musik von Berklee College of Music, wo er derzeit im Kuratorium sitzt. Im Jahr 2001 wurde er in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen und 2006 wurde er als einer der „100 People Who Shaped the World“ vom Time Magazin genannt. Neben vielen anderen Ehrungen war er der erste Empfänger des ‚Gershwin Prize for Popular Song‘ der Library of Congress im Jahr 2007. Im Jahr 2011 erklärte der Rolling Stone Paul Simon zu einem der 100 größten Gitarristen aller Zeiten. Im Jahr 2015 wurde er vom Rolling Stone zu einem der 100 besten Songwriter aller Zeiten ernannt.
‚In the Blue Light‘ ist das vierzehnte Solo-Studioalbum von Paul Simon. Produziert wurde es von Paul Simon und Roy Halee. Das Album wurde am 7. September 2018 veröffentlicht. Es besteht aus neuen Interpretationen bereits veröffentlichter Songs. Paul Simon hat z.B. ursprüngliche Arrangements, harmonische Strukturen oder Texte verändert. Das Album wurde mit Gastmusikern wie z.B. Bill Frisell, Wynton Marsalis, Bryce Dassner von The National, Joe Lovano, Steve Gadd oder Jack DeJohnette aufgenommen. Der Titel des Albums stammt von dem Song „How the Heart Approaches What It Yearns“ von dem Album ‚One-Trick Pony‘ aus dem Jahr 1980. Paul Simon lässt sich auf diesem Album mal wieder nicht lumpen und chanchiert u.a. zwischen Dixieland, Neoklassik, Jazz und anspruchsvollen Pop. Elaborierte Piano und Saxophonpassagen wechseln sich mit Akustikgitarre ab. Und über die Texte braucht man bei Paul Simon sowieso keine weiteren Worte zu verlieren. Ob das alles reicht um uns nach der letzten Woche wieder milder zu stimmen?
John William ‚Paul‘ Weller Jr. wurde 1958 in Woking in der Grafschaft Surrey geboren. Er ist Sänger, Gitarrist und Komponist. Bekannt wurde er vor allem mit der Punkrock-New Wave-Mod Revival Band ‚The Jam‘. Diese Band existierte zwischen 1972 -1982. Danach hatte er weiteren Erfolg mit ‚The Style Council‘ von 1983-1989, die Band spielte sogenannten Blue-Eyed Soul, also Soul, der von weißen Menschen gespielt wird. Schließlich etablierte er sich ab 1991 als Solokünstler. Er prägte nicht nur die Musik sondern auch die dazugehörige Mode einer ganzen Generation. Man denke nur an ‚Fred Perry‘. Einer der diese Musik und die damit einhergehende Mode sehr mag und auch von eben jener bis heute sehr geprägt wurde, ist einer der beiden Feuilletöne. Trotz seiner weit verbreiteten Anerkennung als Sänger, Texter und Gitarrist ist Weller eher in Europa bekannt und da auch nur in Teilen. Ein Großteil seines Songwritings ist in der britischen und europäischen Kultur verwurzelt. Er ist die Hauptfigur des Mod Revivals der 70er und 80er Jahre und wird oft als „The Modfather“ bezeichnet. The Daily Telegraph schreib einmal über Paul Weller: „Abgesehen von David Bowie ist es schwer einen britischen Künstler zu finden, der eine so abwechslungsreiche, lang anhaltende und zukunftsweisende Karriere hatte.“ Die BBC beschrieb ihn 2007 als “ einer der am meisten verehrten Interpreten der letzten 30 Jahre.“ Im Jahr 2012 gehörte er zu den britischen Kulturschaffernden, die vom Künstler Sir Peter Blake ausgewählt wurden, als dieser eine neuen Version des Albumcovers von ‚Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band‘ erstellte. Er erhielt vier Brit Awards.
Dem mittlerweile 60-jährigen Modfather ist mit dem 26. Album mal wieder eine Überraschung gelungen. Immer wieder auf der Suche nach neuen Dingen waren die letzten Alben Paul Wellers eher durch musikalische Ruhelosigkeit und Wut geprägt, denn durch Ruhe und Gelassenheit. Auf diesem Album ist mal wieder alles anders. Eine Reihe von sanften Liedern hört man hier, die ihn schließlich in die Singer-Songwriter Richtung gleiten lassen. Paul Weller klingt mit dieser introspektiven Musik und den Texten eines offensichtlich zufriedenen Menschen plötzlich gelassen, eine Eigenschaft, die man bei ihm in der Vergangenheit nicht allzu häufig antraf und die ihn wohltuend abhebt von all diesen unzufriedenen, grau gewordenen, zynischen Männern zwischen 50 und 60. Und dann ist da bisweilen auch noch diese üppige Orchestrierung, die immer am Rande des Kitsches schrammt, die aber als perfekter Unterbau für seine Stimme fungiert. Älter, ja. Aber kein bisschen verbittert. Endlich mal! Und wir? Was sagen wir zu alledem?
Gesehen
The Haunting of Hill House – Pilotfolge
The Haunting of Hill House ist eine US-amerikanische Horrorserie von Mike Flanagan. Die Serie basiert auf den gleichnamigen Roman von Shirley Jackson. Die Handlung weicht aber zum Teil von der Romanvorlage ab, wodurch es einige inhaltliche Unterschiede zur eigentlichen Geschichte der Buchvorlage gibt.
Es ist bereits das dritte mal, dass der Roman Vorlage für einen Film oder eine Serie wurde. Die erste Staffel der Serie wurde im Herbst 2018 auf Netflix veröffentlicht.
Verkostet
Liebharts Privatbrauerei – Bio Reisbier Dunkel
Mithilfe ortsansässiger Handwerksunternehmen wurde die Liebhart’s Brauerei neu aufgebaut. Ende 2004 begann die Planung der Anlagen, im darauffolgenden Jahr wurde der Braukessel angefeuert. Es handelt sich um einen Familienbetrieb. Beim ‘Bio Reisbier Dunkel’ handelt es sich um ein glutenfreies Reisbier – in diesem Fall ist es ein dunkles Landbier. Es ist mild gehopft und Glutenfrei. Es ist außerdem frei von Hirse und Mungobohnen. Die Bestandteile dieses Bieres stammen allesamt aus ökologischer Landwirtschaft und werden ohne Zusatz von Agrarchemie oder Pestizide hergestellt.