Feuilletöne – Sendung 254 – Thekla Kraußeneck, The Nels Cline 4, The Alienist und Tio Nico Sherry
In der letzen Folge vor unserer traditionellen Frühlingspause haben wir ‚Cronos Cube‘ von Thekla Kraußeneck gelesen, ‚Currents, Constellations‘ von The Nels Cline 4 gehört, die Pilotfolge von ‚The Alienist‘ gesehen und einen Tio Nico Sherry verkostet.
Gelesen
Thekla Kraußeneck – Cronos Cube (Liesmich Verlag)
Thekla Kraußeneck wurde 1987 in Berlin geboren. Sie ist passionierte Gamerin, arbeitet seit vielen Jahren als freie Journalistin für die Süddeutsche Zeitung und studiert in München Ethnologie und Philosophie. Cronos Cube ist der Debütroman der Autorin. Der Roman ist laut Verlag das Ergebnis ihres lebenslangen Schreibprozesses in Buchform. Außerdem betreibt sie einen Blog namens Wintermohn und baut Chilis an. Und natürlich twittert sie auch, und zwar als @wintermohn.
„Bist du schon mal gestorben?“, eine Frage, die die meisten Menschen zumindest mal mit Stirnrunzeln zur Kenntnis nehmen würden. Und genau mit dieser Frage wird Zack in der virtuellen Welt des ‚Cronos Cube‘ empfangen.
Der Roman spielt im Jahr 2030, es herrscht eine Diktatur in der Republik Europa. Geheimdienste überwachen mithilfe von Drohnen das gesamte öffentliche Leben. Menschen ohne Perspektive wohnen in riesigen Wohnblöcken. Bei ‚Cronos Cube‘ handelt sich um ein Spiel, was Erfahrungen vermittelt, die sich genauso anfühlen wie das echte Leben. Und so bietet dieses Virtual-Reality-Spiel einen Ausweg für Spaßsüchtige oder Verzweifelte – es ist aber auch letzter Hort freier Meinungsäußerung und Brutstätte des Widerstandes.
Aber Zack sollte nicht zum Spielen kommen, denn sein Freund Lachlan wurde entführt. Und nur in der Welt der Titanmäuse, Laubwichte und Wurzelnarren kann er die Software finden, die der Erpresser von ihm verlangt. Leider hat Zack keine Ahnung, wie eine Software aussieht in einer Welt, wo Dinge sich in taschentaugliche Karten verwandeln lassen, wenn man sie bloß anschnipst. Dass die beiden Freunde Zack und Lachlan mit dieser Situation so unterschiedlich umgehen, bringt die Beziehung der beiden an ihre Grenzen. Und obwohl Zack seine Zukunft aufs Spiel setzt, sich durch die Welt des ‚Cronos Cube‘ schießt und den realen EU-Geheimdienst auf Abstand hält, kann er Lachlan nicht vor sich selbst schützen.
Gehört
The Nels Cline 4 – Currents, Constellations
Nels Cline wurde 1956 in Los Angeles geboren und ist ein US-amerikanischer Gitarrist des Modern Creative Jazz. Er absolvierte die University Senior High School in Los Angeles. Er gründete ein eigenes, zunächst am Fusionjazz orientiertes Trio, The Nels Cline Singers, war häufig Teil von Duo-Projekten, z.B. mit Thurston Moore oder Elliott Sharp. Weiterhin arbeitete er mit Charlie Haden, Wadada Leo Smith, Tim Berne, Stacy Rowles, Jessica Lurie und Steuart Liebig, aber auch mit Mike Watt oder Willie Nelson zusammen. Auf Gregg Bendians Album ‚Interstellar Space Revisited‘ übertrug er den Part von John Coltrane auf die Gitarre. Im Acoustic Guitar Trio mit Jim McAuley und Rod Poole beschäftigte er sich mit mikrotonaler Improvisation. „Nebenberuflich“ ist Nels Cline Gitarrist der Band Wilco. 2013 nahm er gemeinsam mit Medeski, Martin & Wood Woodstock Sessions, Vol. 2 auf. Wolf Kampmann bezeichnet Cline als einen der wenigen stilprägenden Jazzgitarristen der amerikanischen Westküste. Nels Cline gilt als einer der Topgitarristen der Gegenwart. Gerade im Jazz ist er einer der prägenden Gitarristen der letzten 20 Jahre.
Nach dem hoch angesehenen Album ‚Room‘, zusammen mit dem Gitarristen Julian Lage, überlegten sich die beiden, wie ihre Musik klingen könnte, wenn sie eine Rhythmussektion hinzufügen würden. Zu diesem Zweck haben sie den Bassisten Scott Colley und den Schlagzeuger Tom Rainey ins Studio gebeten. ‚Currents, Constellations‘ ist das zweite Blue Note Album von Nels Cline. Er schrieb sieben der acht Stücke des Albums. Laut Cline bestand der Sinn dieser Zusammenstellung nicht darin, tolle Gitarrensoli zu spielen, sondern einen organischen Ensemble-Sound herzustellen, sei es durch kollektive Improvisation oder durch eine präzise Annäherung an kontemplativere Stücke. Im Mittelpunkt dieses Albums steht der Austausch von Ideen, egal ob harmonisch oder dissonant. Das Album mäandert zwischen Rock, Bebop, Post-Bop und Avantgarde-Jazz.
‚Currents, Constellations‘ ist nicht zu lang, es kommt keine Langeweile auf. Dieses Album ist im Grunde musikalische Gruppeninteraktion mit reichlich dynamischer und harmonischer Vielfalt. Von Jazz über Rock bis zu Improvisation sind diese Aufnahmen ein bemerkenswertes Dokument von Können. Die Frage, wie sie mit einer Rhythmussektion klingen würden, kann also leicht beantwortet werden: Es klingt richtig gut, ist die Antwort.
Gesehen
The Alienist – Pilotfolge
The Alienist ist eine US-amerikanische Dramaserie, die auf dem gleichnamigen Roman von Caleb Carr basiert. Die zehnteilige Serie wurde 2018 auf TNT in den USA ausgestrahlt. Die Hauptdarsteller sind Daniel Brühl, Luke Evans und Dakota Fanning. Die Serie spielt in New York des Jahres 1896.
Junge, männliche Prostituierte, die sich als junge Mädchen verkleidet Männern anbieten, fallen einer grausamen Mordserie zum Opfer. Der neue Polizeichef Theodore Roosevelt will mit der Korruption innerhalb seiner Behörde aufräumen und beauftragt heimlich den Psychologen Dr. Laszlo Kreizler und den Zeitungs-Illustrator John Moore mit den Ermittlungen. Ihnen zur Seite stehen Sara Howard, die Sekretärin Roosevelts und erste weibliche Angestellte des New York City Police Department, und die Detektivzwillinge Marcus und Lucius Isaacson, deren jüdischer Glaube ihnen bei den Ermittlungen des Öfteren zum Problem wird.
Verkostet
B.M. Lagos – Tio Nico Sherry – Medium Dry
Sherry ist ein spanischer verstärkter Weißwein aus Andalusien, der einem speziellen Reifeprozess unterzogen wurde, dem sogenannten Solera-Verfahren. Der Begriff Sherry rührt vom maurischen Namen Sherish für den heutigen Ort Jerez de la Frontera her. Sherry wurde im 18. und 19. Jahrhundert durch englische Handelshäuser weltweit bekannt gemacht. Diese Bodega wurde im Jahr 1968 gegründet. Sie heißt B. M. Lagos (Benítez Mateos Lagos), und liegt natürlich in Jerez.
Bei ‚Gelesen‘ ist mir ein Fehler unterlaufen. Ich verprach mich. Es muss heißen 2030, nicht 2013! Im Text zur Episode steht es auch richtig. In der Aufnahme ist es aber falsch. Das tut mir sehr leid! Ich bitte um Nachsicht!
Liebe Grüße!
Herr Martinsen