Ece Temelkuran, Sunn O))), Coffee and Riffs und Cù Bòcan

Zum 306. Mal sind wir kulturell für euch da! Diesmal lasen wir ‚Wenn Dein Land nicht mehr Dein land ist oder sieben Wege in die Diktatur‘ von Ece Temelkuran, hörten ‚Live Metal‘ von Sunn O))), sahen und hörten ‚Coffee and Riffs‘ und verkosteten den Cù Bòcan von Tomatin.

Gelesen

Ece Temelkuran – Wenn Dein Land nicht mehr Dein Land ist oder sieben Wege in die Diktatur (Hoffmann und Campe Verlag)

Ece Temelkuran wurde 1973 in Izmir geboren. Sie ist Juristin, Journalistin und Schriftstellerin. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Universität Ankara. Seit ihrem Abschluss an der juristischen Fakultät im Jahr 1995 veröffentlichte sie zwölf Bücher, darunter die Romane ‚Die Stimme der Bananen‘ im Jahre 2010 und ‚Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann‘ im Jahre 2014. Ihr Buch ‚Deep Mountain, Across the Turkish-Armenian Divide‘ thematisiert das nach dem Völkermord an den Armeniern angespannte Verhältnis zwischen den beiden Nationen. Ebenfalls in englischer Übersetzung ist ihr Werk ‚Book of the Edge‘ erschienen.

Ece Temelkuran schrieb als Kolumnistin für die Tageszeitungen Milliyet von 2000 bis 2009 und Habertürk von 2009 bis 2011. Außerdem moderierte sie eine eigene Sendereihe auf Habertürk TV in den Jahren 2010 und 2011. Sie verlor ihre Anstellung bei Habertürk nach ihren kritischen Artikeln über den Umgang der türkischen Regierung mit der Tötung von mehr als 30 kurdischen Zivilisten durch türkische Kampfjets am 28. Dezember 2011 an der türkisch-irakischen Grenze. Im Jahr 2013 wurde sie für wenige Monate Chefredakteurin der linken Tageszeitung BirGün.

Für ihre journalistischen Arbeiten erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den Pen for Peace Award im Jahre 2001. Artikel von ihr erschienen unter anderem The Guardian und Le Monde Diplomatique. Um möglichen Regierungsrepressionen zu entgehen, lebt sie seit Ende 2016 im Exil in Zagreb.

Das Buch „Wenn Dein Land nicht mehr Dein Land ist“ wurde von Michaela Grabinger aus dem Englischen übersetzt. Egal ob Erdoğans Türkei, der Brexit oder Wahlen in den Mitgliedsstaaten der EU, die Rechtspopulisten erfreuen sich neuer Rekordwerte. Der Populismus ist zur globalen Krankheit geworden. Ece Temelkuran fahndet in diesem Buch nach den Ursachen und macht sieben wiederkehrende Schritte aus, zu denen Möchtegern-Diktatoren in aller Welt greifen, um an die Macht zu gelangen. Dieses Buch möchte uns nachdrücklich den Blick schärfen, auf dass wir antidemokratische Tendenzen beizeiten und vor allem rechtzeitig erkennen. Das Buch ist aber auch eine Aufforderung, ins Gespräch zu kommen über das, was notwendig ist, wenn wir weiterhin friedlich zusammenleben wollen. Wir haben das Buch gelesen und sprechen in dieser Episode darüber.

Gehört

Sunn O)))Live Metal

Sunn O))) wurde Mitte der 90er von Stephen O’Malley und Greg Anderson als Tribut-Band der amerikanischen Gruppe Earth gegründet. Ihr Name bezieht sich auf den Verstärkerhersteller Sunn. Die schriftliche Darstellung des Namens der Gruppe geht auf das Logo zurück, welches hinter dem Schriftzug ‚Sunn‘ von einem Zentrum ausgehende Wellen darstellen soll. Das Logo ist eine Imitation eben dieses Verstärkerherstellers. Mit dem Album ‚Black‘ vermengte Sunn O))) den Klang der frühen Veröffentlichungen mit Elementen elektronischer Musik. Seit 2006 begann die Band fortlaufende Kooperationen mit anderen Musikern der Avantgarde und des Extreme Metals. Spätestens seit ‚Monoliths & Dimensions‘ gelten Sunn O))) als erfolgreichste und bekannteste Gruppe des Drone Doom.

‚Life Metal‘ ist das achte Studioalbum Band. Das Album wurde von Steve Albini aufgenommen und abgemischt, der auch schon mit Bands wie Nirvana, Neurosis oder Godspeed You! Black Emperor zusammenarbeitete. Das komplette Album wurde komplett mit analogen Bandmaschinen aufgenommen. Der Titel ‚Life Metal‘ ist ein humoristischer Titel, der den Unterschied von ihnen zum Death Metal humorvoll aufzeigen soll, und überhaupt den Unterschied zu allem anderen, was nicht in irgendeiner Form düster und finster ist. Neben Greg Anderson und Stephen O’Malley sind auf dem Album diesmal Tos Nieuwenhuizen, Tim Midyett, Hildur Guðnadóttir und Anthony Pateras als GastmusikerInnen zu hören.

Das Album ‚Life Metal‘ wird von der Band als Schwesteralbum zum Album ‚Pyroclasts‘ gesehen und auch aufgenommen, was ebenfalls noch im Laufe des Jahres 2019 veröffentlicht wird.

Gesehen

Coffee and Riffs (Blog) (YouTube)

‚The Coffee is pertinent. The Riffs are mandatory‘ steht auf dem Blog.

Einige Leute trinken zufällig Kaffee, Haustiere laufen umher und dann kommt es spontan zu Riffs – also zu Stücken, die live entstehen – mithilfe verschiedener Effektpedale. Die KünstlerInnen verpflichten sich vor den Dreharbeiten so wenig wie möglich vorzubereiten. Selbiges gilt natürlich auch für das Produktionsteam. Das Ganze ist ein Projekt der kleinen aber feinen Boutique-Effektpedal Firma Old Blood Noise Endeavors. Der eigentliche Kanal dieser Gitarrenpedalklöppelfirma ist übrigens auch ’nicht viel besser‘, da geht es zum Teil auch recht chaotisch zu. In diesem Sinne rufen wir euch ein herzhaftes ‚D-W-E-L-L-E-R!‘ zu, und schauen ‚Coffee and Riffs‘.

Verkostet

Tomatin – Cù Bòcan

1897 begann die Brennerei zu produzieren, 1906 ging sie aber schon wieder bankrott, wurde aber bereits 1909 wieder eröffnet. Bis zum Jahr 1956 zählte sie mit zwei Brennblasen zu den kleineren Destillerien. Es kamen dann aber zwei weitere Brennblasen hinzu. 1958 wurden wiederum zwei weitere eingebaut. 1961 wurden erneut vier Brennblasen hinzugefügt und 1964 gar durch eine weitere ergänzt. Damit war Tomatin zumindest kurzfristig die einzige schottische Whiskybrennerei mit einer ungeraden Anzahl von Stills. 1974 wurden wiederum drei weitere Brennblasen eingebaut und die eigene Mälzerei stillgelegt, seitdem wird das Malz von den Glen Ord Maltings bezogen. Zum damaligen Zeitpunkt war Tomatin die größte schottische Destillerie mit einem Jahresausstoß von 12 Millionen Liter Alkohol pro Jahr.

1985 war Tomatin mal wieder insolvent und wurde 1986 von japanischen Kapitalgebern übernommen, die wiederum neun weitere Brennblasen einbauten. Tomatin wurde damit zur ersten schottischen Whiskybrennerei, deren Eigentümer aus Japan kommen. Gemessen am Ausstoß, gehört sie heute zu den zehn größten Brennereien Schottlands.

Wir haben den Cù Bòcan verkostet, der mit 46 % abgefüllt wurde, es handelt sich um rauchige Variante von Tomatin. Der Malt ist nicht gefärbt oder kühlgefiltert.


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