Feuilletöne – Sendung 282 – Clue Writing, Jeff Tweedy, Hannah Gadsby und Andrea da Ponte

Wir haben mal wieder was von unseren Freunden von Clue Writing gelesen, diesmal ‚Bedeutung(slos)‘. Außerdem haben wir ‚Warm‘ von Jeff Tweedy gehört, das Programm ‚Nanette‘ von Hannah Gadsby gesehen und unseren ersten Grappa verkostet, und zwar den ‚Uve Bianche Malvasia e Chardonnay‘ von der Brennerei Andrea da Ponte.

Gelesen

Clue WritingBedeutung(slos)

Wir haben mal wieder etwas von den tollen Menschen von Clue Writing gelesen. Rahel und Sarah heißen die beiden Menschen hinter der Literaturplattform Clue Writing. Seit 2012 veröffentlichen sie wöchentlich Kurzgeschichten, die an einem vorher festgelegten Handlungsort (Setting) spielen und vorgegebene Stichworte (Clues) nach klaren Vorgaben vertexten. So kam im Laufe der Zeit ein Textsammelsurium mit mehreren hundert Geschichten zusammen! Und das in allen möglichen Genres. Und so behaupten sie mit Fug, Recht, dass auf Clue Writing jedes Leserherz umworben wird. Man findet bei Clue Writing Krimis, Abenteuergeschichten, Komödien, Charakterstudien, Romantik, Science Fiction und Horror. Da dürfte für alle Menschen was dabei sein.

Victor liegt ob der Spende eines Teiles seiner Leber für seinen Vater im Krankenhaus und ärgert sich über die Krankenschwester Madeleine Hugo, über das Krankenhaus an sich und überhaupt über alles. Bis dann ihn dann seine Mutter besucht.

Gehört

Jeff TweedyWarm

Jeffrey Scot ‚Jeff‘ Tweedy wurde 1967 in Belleville in Illinois geboren. Er ist Autor, Sänger, Songwriter, Plattenproduzent und Bandleader der Band Wilco. Er begann seine Musikkarriere in der High School in der Band ‚The Plebes‘, die später in die alternative Country-Band ‚Uncle Tupelo‘ überging. Anschließend gründete er Wilco, die vor allem mit ‚Yankee Hotel Foxtrot‘, ‚A Ghost Is Born‘ oder auch ‚Star Wars‘ kommerziellen Erfolg erzielten und auch von Musikkritikern in höchsten Tönen gelobt werden. ‚Yankee Hotel Foxtrot‘ wurde 2005 mit einem Grammy für das beste alternative Album des Jahres ausgezeichnet. Er veröffentlichte insgesamt 16 Studioalben, darunter vier mit Uncle Tupelo, zehn mit Wilco, eines mit seinem Sohn Spencer, ein akustisches Soloalbum sowie zahlreiche Kooperationen mit anderen Musikern, insbesondere mit Billy Bragg. Im November 2018 veröffentlichte Tweedy seine Memoiren namens ‚Let’s Go (So We Can Get Back)‘.

Am 30. November 2018 veröffentlichte Jeff Tweedy sein Soloalbum ‚Warm‘. Das ist auch der Grund weswegen wir es erst jetzt besprechen und es nicht schon im letzten Jahr besprachen, es wurde einfach zu spät veröffentlicht um noch bei den Alben des Jahres dabei sein zu können. Es ist das zweite Soloalbum, aber das erste mit ausschließlich neuen Songs. Das Schlagzeug spielt Spencer Tweedy. Und auch ansonsten bleibt viel in der Familie. So werden die Synthesizer von den beiden Söhnen gespielt, ebenso wie die Backing Vocals von eben jenen gesungen werden. Einzig auf dem 11. Song des Album spielt Glenn Kotche von Wilco die Drums. Produziert ist das Album von Jeff Tweedy und Tom Schick.

Gesehen

Hannah GadsbyNanette

Hannah Gadsby wurde wurde 1978 in Smithton in Tasmanien geboren. Sie ist Komikerin und Autorin. Bekannt wurde sie in Australien, nachdem sie den ‚Raw Comedy‘-Wettbewerb im Jahr 2006 gewann. Sie tourte anschließend auch außerhalb Australiens und war im australischen und neuseeländischen Fernsehen zu sehen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Netflix das Standup-Programm ‚Nanette‘ auf seiner Streaming Plattform und machte so das internationale Publikum auf sie aufmerksam. Ein Comedy-Programm, was eigentlich gar keines ist. Aber hört selbst.

Verkostet

Andrea da Ponte – Uve Bianche Malvasia e Chardonnay

1892 gründet Brennmeister Andrea da Ponte den Betrieb in Venezien. Nur wenige Jahre später perfektioniert Matteo da Ponte die Destillationskunst und veröffentlichte das ‚Handbuch der Destillation‘. Die exklusive ‚Metodo da Ponte‘, die in diesem Buch auch mit Zeichnungen der vom Autor konstruierten Brennkolben beschrieben ist, wird als innovativ und äußerst modern erkannt. Sie macht Schule und sorgt dafür, dass der Grappa da Ponte bekannt und geschätzt wird. Die Brennerei Andrea da Ponte ist immer noch ein Familienbetrieb der Familie Da Ponte. Die Brennerei war die erste, die begonnen hat die Produktion mit der Umwelt in Einklang zu bringen. So haben sie angefangen mit Biomasse beheizte Kessel zu nutzen oder modernste Anlagen zur Energierückgewinnung zu bauen. 2009 schließlich stellten sie eine Photovoltaikanlage fertig, die eine jährliche CO2-Senkung von 70 Tonnen gestattet. Durch die Verwendung erneuerbarer Energien konnten sie die Schadstoffemissionen auf annähernd null senken.

Grappa wird aus den vergorenen alkoholhaltigen Pressrückständen der Weinherstellung destilliert. Es hat einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent. Grappas werden aus den Pressrückständen roter und weißer Trauben gewonnen. Durch Fasslagerung können Farbe, Geschmack und Geruch bestimmt werden, also ähnlich wie beim Whisky. Da die Schalen von weißen Trauben immer noch Zucker enthalten, werden sie mit Most aufgegossen und abermals vergoren. Der entstandene Wein wird anschließend destilliert. So entstehen Traubenbrände aus weißen Sorten. In diesem Fall handelt sich um die Trauben Malvasia und Chardonnay.


2 Replies to “Feuilletöne – Sendung 282 – Clue Writing, Jeff Tweedy, Hannah Gadsby und Andrea da Ponte”

  1. Arvid

    Hannah Gadsby und ich

    Ich würde im Jahre 1962 in Gartenthal in Uruguay geboren. In einer Farmsiedlung die nach dem 2. Weltkrieg von reichsdeutschen Mennoniten gegründet wurde.

    Man war dort sehr religiös, so auch meine Eltern, die väterlicherseits Mennoniten waren und mütterlicherseits extrem katholisch. Tatsächlich war ich der Heiratsgrund und angebliche Frühgeburt. Ich war das erste Kind, der erste Sohn und mithin besonders. Eine besondere Enttäuschung für meine Eltern (neben dem Zwang, verheiratet sein zu müssen), war ich durch den Umstand, schon in ganz frühen Jahren alles wissen zu wollen und nichta zu glauben. Schon gar nicht an Gott. Wenn man auf dem Land aufwächst und der Natur zusieht, mit ihr lebt, verliert man ob der Brutalität der Tiere untereinander und insbesondere der Menschen gegenüber den Tieren, jegliche Vorstellung eines gerechten und gütigen Gottes, eines Gottes überhaupt.

    Zu ihrem Glück hatten meine Eltern drei weitere Kinder, welche angenehmer für sie gerieten. Folgsam beim Glauben und gegenüber Autoritäten, was mir nicht gelang, noch das ich es anstrebte.

    Je älter ich wurde, es war noch in der Vorschulzeit, desto mehr wurde mit klar, dass Wissen Freiheit bedeutete, weil man darlegen konnte, warum man nicht zu Glauben bereit ist. An meinem fünften Geburtstag erhielt ich die erste Maulschelle von meiner Mutter. Wir haben ein dämliches Spiel gespielt: Was würdest Du Dir wünschen, wenn Du einen Wusch frei hättest, der in Erfüllung geht? Die Jungs auf meiner Feier, haben sich Pferde gewünscht, die Klügeren mehr Wünsche. Ich wünschte mir, von Allem was war, ist und sein würde, AllES zu wissen. Daraufhin bekam ich die besagte Maulschelle von meiner Mutter, weil sie meinte: „Du willst sein wie Gott!“.

    Im Jahr drauf mussten wir wegen der Militärregierung, die inoffiziell schon das Sagen hatte, dass Land verlassen. Statt nach Canada, wie unsere Verwandten, gingen wir wieder nach Deutschland, Hamburg.

    Ich will euch jetzt eine lange Schilderung ersparen und endlich zum Punkt kommen: Wie Hannah fühlte ich mich im Recht und falsch zugleich. Weil ich nicht glauben wollte, hatte ich Unglück über unsere Familie, unsere Gemeinschaft gebracht. Ich war ein Misfit, davon erzählten meine Eltern immer wieder, bei allen Gelegenheiten, auch gegenüber Angehörigen der neuen Gemeinde in Hamburg. So habe ich dann als Jugendlicher keine Selbstachtung aufgebaut, habe es durch schulische und Studienleistungen zu kompensieren versucht (vier Studienabschlüsse in sechs Jahren), habe Bildung zum Maßstab genommen und Andere daran gemessen.

    Das hat weder mir, noch den Anderen gut getan, auch nicht meiner weiteren Entwicklung in einer Unternehmensberatung. Die Kunden nannten mich „Effizienfaschist“ und ich war in gewisser Weise stolz darauf. Kontakt mit meiner Familie hatte ich nicht mehr, über 20 Jahre lang.

    All diese Jahre, mit eigener Familie und Frau und Kindern, die ich gut verbrachte (nach herkömmlichen Maßstäben), half drei Mädels großzuziehen und eine gute Ehe führte, habe ich mich falsch gefühlt. Nie im richtigen Leben, nur diesseits orientiert und nicht auf das Leben nach dem Tod vorbereitet, wie meine anderen Angehörigen.

    Als bekennender Atheist und am linken Rand positioniert, stehe ich nun, nein, nicht vor den Scherben meiner Existenz, aber sehr wohl vor den Scherben meines Bewußtseins. Ich habe viel nach Wegen der Heilung für mich gesucht, vergeblich. Keine Ideolgie, keine diesseitige Sinngebung hat funktioniert.

    Vor zwei Jahren bekam ich eine sehr seltene Erkrankung, zerebrale Vaskulitis, die sich in meinem Falle überwiegend auf das Gedächtnis auswirkt, ich verliere es schneller, als ich nachlernen kann, neben anderen mentalen Ausfällen.

    Man mag es nicht glauben, aber dies war meine Erlösung. Ich habe dadurch zu wesentlichen Teilen das Gefühl verloren, ein Misfit zu sein, und Verantwortung an der falschen Stelle gelebt zu haben. Meine Erkrankung fing in dem Monat an, in dem meine Mutter als letzter Elternteil starb. Von da an, verlor ich immer mehr meines Gedächtnisses. Ich kannte den Beruf meiner Frau nach 25 Jahren Ehe nicht mehr, die genauen Geburtsdaten der Kinder, vor allem aber die vierstellige Anzahl an implziten und expliziten Abmachungen mit meiner Frau. Wie mag sie ihren Kaffeee, falls nicht doch lieber Tee, wie scharf darf ein Essen gewürzt sein, welche Seite bevorzugt sie beim Spazierengehen, welches Tempo, welchen Sex?

    Wir haben uns sehr entfremdet und eine andere Sendung (über Gedächtnis und Persönlichkeit) hat etwas geholfen. Aber Hannahs Beitrag war so ungemein erhellend für mich, für uns, dass ich guter Hoffnung bin, dass sich unsere Beziehung wieder verbessern wird. Meine Frau versteht meine Lebensgefühl rückwirkend viel besser, nein, sie versteht es endlich Mal. Zumal wesentliche Teile meine Gedächtsnisses im Augenblick wieder präsent sind und vielleicht (sehr vielleicht) auch bleiben werden.

    Mir ist mehr als deutlich klar geworden, dass man als strenger Atheist, zu einer kleineren Minderheit in DE gehört, als die sexuell von der „Norm“ Abweichenden. Wenn dies schon in frühen Jahren angelegt ist, trägt man einen immensen Schaden davon, wenn die Umgebung aktiv vertritt, die Liebe zu Gott sei die Wichtigste und komme natürlich vor der Liebe zu den Kindern oder Partnern

    Erneut vielen Dank für diesen Hinweis! Ich habe viele Threads auf Reddit zu diesem Thema gelesen und stelle fest, wieviel Feindseligkeit Hannah Gadsby entgegengebracht wird. Jedoch ist mir die Person nicht so wichtig, wie die Erkenntnisse aus ihrer Geschichte und sie vermarktet es zudem aktiv. Deswegen will ich mich nicht einmischen, bin aber sehr dankbar für den Schubs in diese Richtung.

    Macht euch keine Sorgen wegen des Claims, ich würde euch auch ganz ohne Hören wollen und freue mich jeden Woche auf und über eine neue Folge. Ich wünsche ein friedliches und gesundes 2019.

    Viele Grüße von hier

  2. Herr Martinsen

    Hallo Arvid,

    danke für Deinen langen und tollen Kommentar! Auch ich wünsche Dir ein tolles Jahr 2019! 🙂

    Viele Grüße

    Herr Martinsen

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