Feuilletöne – Sendung 234 – Marcel Proust, Himmelsrandt, Der Barbier von Sevilla und Detmolder Landbier
Frohes Neues, oder so! Wir starten ins Jahr 2018 wie gewohnt mir allen Rubriken, die ihr kennt. Alles wie immer. Der Alltag macht sich im Hause Feuilletöne breit. Und da gibt es so einiges zu besprechen: Wir haben den ersten Band der Romanreihe ‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ von Marcel Proust gelesen, ‚4 moments & rain‘ von Himmelsrandt gehört, Rossinis Oper ‚Der Barbier von Sevilla‘ bei ARTE gesehen und das Detmolder Landbier verkostet.
Gelesen
Marcel Proust – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Band 1 (Reclam)
Marcel Proust wurde am 10. Juli 1871 im Pariser Vorort Auteuil geboren. Seit seiner Kindheit litt er an schwerem Asthma. Im Gymnasium begann er sich für das zu interessieren, was künftig sein Leben bestimmen sollte, nämlich Theater, Lesen und Schreiben. Er studierte Jura an der Sorbonne und Diplomatie an der École des Sciences Politiques in Paris. Das war auch die Zeit, in der er Zugang zur gehobenen bürgerlich-adeligen Salonkultur von Paris fand. Er schloss 1893 sein Jura-Studium ab, ohne jemals einen juristischen Beruf auszuüben.
1896 veröffentlichte er unter dem Titel ‚Les Plaisiers et les jours‘ eine Sammlung erster Erzählungen. Um die Jahrhundertwende setzte er sich mit dem Werk des englischen Kunstkritikers und Historikers John Ruskin auseinander, von dem er einige Schriften in französischer Übersetzung veröffentlichte, die sich mit der Natur des Lesens und seiner Auswirkung auf den Leser befassten. Daraus entwickelte Proust eine eigene Anschauung von Literaturkritik, wonach das Lesen ein Akt der Kommunikation inmitten der Einsamkeit darstellte. Autor und Buch sind nach Auffassung Prousts zwei unabhängige Einheiten, wobei das Buch nicht den Autor repräsentiert, sondern die LeserInnen zu ihren eigenen inneren Selbst führen soll. Der eigentliche Schlüssel liegt also nicht in einem Buch, sondern bei denen, die das Buch lesen. Proust blieb unverheiratet und ohne eigene Familie. Er starb am 18. November 1922 an Lungenentzündung in Paris.
Als Proust im Januar 1909 einen Zwieback – im Roman ist es eine Madeleine – in seinen Tee taucht, wird er in seine Kindheit zurückversetzt. Er zieht sich von der Welt zurück, um einen Roman zu schreiben, von dem der erste Entwurf im September 1912 fertig wird. Der erste Band ‚Auf dem Weg zu Swann‘ wurde von Verlagshäusern aus verschiedenen Gründen abgelehnt und erschien auf eigene Kosten 1913. Zu diesem Zeitpunkt waren von Proust nur drei Bände geplant. Der Roman gilt als Hauptwerk von Proust, der stark autobiographische Züge trägt und sich mit dem Wesen menschlicher Identität befasst. Für den nachfolgenden Band erhielt der Schriftsteller 1917 den Goncourt-Preis. Der Roman erzählt die Geschichte von Prousts eigenem Leben als allegorische Suche nach der Wahrheit und ist eines der wichtigsten Werke der Literaturgeschichte. Die letzten drei Bände des Romans wurden posthum veröffentlicht. Wir haben für diese Folge der Sendung den ersten Band gelesen.
Gehört
Himmelsrandt – 4 moments & rain (Album kaufen)
‚4 moments & rain‘ ist das zweite Album, das der Bratschist und Pianist bekannte Peter Honsalek unter dem Namen Himmelsrandt veröffentlicht hat. Das Album besteht aus zwei Teilen. Die ersten vier Stücke bilden ein zusammenhängendes Werk, bestehend aus ‚Autumn Rain‘, ‚End of all Life‘, ‚Autumn Winds‘ und ‚Levitating‘. Der zweite Teil des Albums wurde bereits als EP veröffentlicht, allerdings wurden die Stücke für dieses Album noch einmal neu eingespielt. Auch auf diesem Album hört man Viola und Piano. Zusätzlich kommen Harmonium, Cembalo und Synthesizer zum Einsatz. Und anders als auf dem letzten Album gibt es diesmal auch ein paar elektronische Drums zu hören. Wir freuen uns, dass wir auch das zweite Album dieses Künstlers in der Sendung vorstellen dürfen.
Gesehen
ARTE – Gioachino Rossini – Der Barbier von Sevilla
Wir haben uns die neue Produktion des französischen Regisseurs Laurent Pelly von ‚Der Barbier von Sevilla‘ in der ARTE-Mediathek angesehen. Das ganze wurde auf der Bühne des Pariser Théâtre des Champs-Elysées dargeboten. Es spielte das Orchester Cercle de l’Harmonie unter der Leitung von Jérémie Rhorer.
Die Uraufführung dieser Oper im jahre 1816 war ein Fiasko, was vor allem an den zahlreichen Gegnern Rossinis lag. Mittlerweile ist ‚Der Barbier von Sevilla‘ ein Riesenerfolg geworden und aus keinem Opernhaus der Welt wegzudenken. Rossini war erst 23 Jahre alt, als er diese fröhliche Oper nach einem Libretto von Cesare Sterbini komponierte, das wiederum auf einem Theaterstück von de Beaumarchais basierte. Die Oper handelt von Graf Almaviv, der sich in das junge Waisenmädchen Rosina verliebt. Mit allen Mitteln versucht er Rosina ihrem Vormund Bartolo zu entreißen, der aber ebenfalls Rosina heiraten möchte. Dank der Hilfe seines ehemaligen Dieners Figaro gelingt es dem Grafen aber Rosina für sich zu gewinnen.
Es singen u.a. Florian Sempey als Figaro, Michele Angelini als Graf Almaviv und Catherine Trottmann als Rosina.
Verkostet
Detmolder Landbier
Wir sind im Lipperland und haben ein Bier der Privat-Brauerei Strate verkostet. Die Brauerei wurde 1853 von Adolf Hüppe gegründet. Der Sitz der Brauerei war damals in der heutigen Volkshochschule der Stadt Detmold. Da eine Expansion innerhalb der Stadt nicht möglich war, erwarb die Brauerei Grundstücke an der Palaisstraße, wo das heutige Brauereigebäude entstand. Seit 1863 wird dort gebraut. Das Unternehmen wird bereits in der fünften Generation als Familienunternehmen geführt. Die derzeitige Geschäftsleitung besteht aus Renate Strate und den Töchtern Simone und Friederike. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 30 Mitarbeiter in Produktion und Verwaltung. 1979 wurde die nostalgische Bügelverschlussflasche wieder eingeführt. Renate Strate übernahm den Verkauf und das Marketing. Die Tochter Friederike wurde zeitgleich „Jüngste Braumeisterin Deutschlands“. Soweit es möglich ist, kommen alle benötigten Leistungen aus Lippe bzw. dem Absatzgebiet der Brauerei: Bestickungen, Werbematerialien, Displays, Plakate, Dienstleistungen; alles wird an heimische Unternehmen vergeben. Wir haben diesmal das Detmolder Landbier verkostet. Es handelt sich um ein Dunkelbier, dass mit einer Stammwürze von 11°P und einem Alkoholgehalt 4,8 % in die Flasche kommt.
Nun habt ihr tatsächlich den Proust angefangen und seid gleich zu Beginn hin und weg. Das freut mich und ich werde sehr aufmerksam besonders die Proust betreffende Sendungen (mindestens sieben) verfolgen. Ich selbst habe die ersten beiden Bände zweimal gelesen, bin aber jedesmal bei den Guermantes hängen geblieben. Es ist schon ein sehr besonderes Buch, so reich und inspirierend, aber eben auch keines, das „mit beiden beiden Beinen auf dem Boden” steht. Es braucht schon eine besondere Stimmung für die Lektüre, ihr habt das schon erwähnt. Ich hatte einst die klassische Rechel-Mertens Übersetzung aus den 1950ern, dann das eBook mit der von Luzius Keller revidierten Ausgabe, nun auch noch die gebundene Ausgabe dazu: Wenn es ein Buch gibt, dass nach gebundenen Buch schreit, dann doch dieses, oder? Zum Wiedereinstieg in die Lektüre war und ist mir „Das Marcel Proust Lexikon” von Michel-Thiriet nützlich (gibt es noch antiquarisch). Aber wie ich das sehe, gibt bei eurer Reclam-Ausgabe eh ein Handbuch dazu, das ähnliche Hilfe beim Wiederfinden von Personen und Handlungsstränge leisten wird.
Ich bin wirklich sehr gespannt , was ihr bei der Lektüre alles so erleben werdet.
Mit den besten Grüßen,
lena
Hallo Lena,
vielen lieben Dank für Dein tolles Feedback. Ja, wenn es ein Buch gibt, dass nach gebundenen Buch schreit, dann doch dieses! Auf jeden fall. Wir sind sehr gespannt auf die weiteren Bände. 🙂
Herzliche Grüße
Herr Martinsen
Beim Verkosten hätte ich aber schon ein „Proust!“, statt „Prost!“ erwartet.
Wir sind in Wortspielen nicht so gut wie Du. Das ist nicht gerade unse3re Kernkompetenz. 😀
Herzliche Grüße
Herr Martinsen