Feuilletöne – Sendung 204 – Erich Kästner, Johannes Brahms, Türkisch für Anfänger und Edradour/Ballechin 8 Cuvée

Wir erholen uns von Heidegger und haben ‚Sachliche Romanze‘ von Erich Kästner gelesen, ‚Ein deutsches Requiem‘ von Johannes Brahms in einer Aufnahme des Windsbacher Knabenchors und des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin unter der Leitung von Karl-Friedrich Beringer gehört, den Film ‚Türkisch für Anfänger‘ gesehen und einen 8-Jährigen Cuvée aus Erdadour und Ballechin verkostet.

Gelesen

Erich KästnerSachliche Romanze (Text

Mal wieder Erich Kästner. Der in Dresden geborene deutsche Schriftsteller, der der Verbrennung seiner Bücher durch die Nazis beiwohnte und in dieser Zeit mehrmals verhaftet wurde, schrieb das Gedicht ‚Sachliche Romanze‘ zu Beginn des 20. Jahrhunderts. zum ersten Mal wurde dieses Gedicht in der Vossischen Zeitung vom 20. April 1928 veröffentlicht.

Es geht um ein Paar, das feststellt, dass ihnen die Liebe füreinander abhanden gekommen ist, nach acht Jahren Beziehung. Die beiden gehen „ins kleinste Café am Ort“, dort blieben sie bis zum Abend. Aber auch dort finden sie keine Lösung „und konnten es einfach nicht fassen.“ Der Grund für die Trennung der zwei ist, dass sie sich mit der Zeit zu sehr aneinander gewöhnt haben. Das ist eigentlich ein recht dramatischer Vorgang. Ganz im Gegensatz dazu ist der Ton des Gedichts betont sachlich. Die Namen der beiden erfahren die Leser und Leserinnen nicht, ebenso wie Ort oder Zeit der Handlung.

Gehört

Johannes Brahms/Ein deutsches Requiem –  Windsbacher Knabenchor/ Karl-Friedrich Beringer/Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Nicht zu ersten Mal beschäftigen wir uns mit ‚Ein deutsches Requiem, op. 45‘ von Johannes Brahms, mit dieser Aufnahme aber schon. Es handelt sich um ein Werk für Sopran- und Bariton-Solo, Chor und Orchester. Und das ist auch schon so ziemlich alles was man über diese Stück sagen kann. Ein Requiem ist es definitiv nicht, denn unter einem Requiem versteht man die Liturgie der Totenmesse der katholischen Kirche. Aber Brahms war weder katholisch noch sonst irgendetwas. Er wuchs im evangelisch-lutherischen Hamburg auf und war laut eigener Aussage ein „bibelfester Atheist“. Einen Jesus-Bezug gibt es in dieser Messe auch nicht, der wird nämlich gar nicht erwähnt, das trug nun auch nicht gerade zur großen Freude der evangelischen Kirche bei, die das gern gehabt hätte. Brahms war sich dessen bewusst und wollte diesen Bezug trotzdem nicht. Ihm ging es nicht um Erlösung oder Leid, sondern um Trost der hinterbliebenen Menschen. Auch mischte er lustig Altes und Neues Testament in einer Zeile – was die Kirche auch nur wieder so bedingt drollig fand.

Er gestaltete das Stück nicht als Trauermusik, sondern zum Trost derer, „die da Leid tragen“, also als eine Musik für die Lebenden, nicht für die Toten. Man könnte es Oratorium bezeichnen, aber da fehlt wieder die dramaturgische Komponente. Es könnte auch eine  evangelische Motette früherer Zeiten sein, da fehlt aber wieder der Bezug zum Christentum. Das Werk mag sich einfach nicht in ein Genre einordnen lassen. Typisch Brahms, könnte man sagen. Und man sieht ihn vor dem inneren Auge schmunzeln und sich ein wenig freuen, dass ihm das gelungen ist.

Man kann sich vorstellen, dass es unter diesem Umständen nicht einfach war, dieses Stück aufzuführen. Die Hansestadt Bremen war schon damals cool, die Menschen des St. Petri Doms auch und so konnte man die Uraufführung des Stückes – damals allerdings noch mit fünf Sätzen – im Bremer Dom am Karfreitag, den 10. April 1868 unter der musikalischen Leitung von Brahms und des Bremer Domkapellmeisters Carl Martin Reinthaler hören. Das vollständige Werk, wie wir es heute kennen, also mit allen sechs Sätzen, erlebte am 18. Februar 1869 seine Uraufführung im Leipziger Gewandhaus.

Gesehen

Türkisch für Anfänger (IMDb)

In diesem Fall handelt sich um eine Spielfilmadaption der Serie ‚Türkisch für Anfänger‘. Die Regie der Produktion übernahm auch hier, wie schon in der Serie,  Drehbuchautor Bora Dagtekin, der damit sein Filmregiedebüt gab. Anlehnend an die Originalhandlung erzählt die Neuverfilmung von der Begegnung der Familien Schneider und Öztürk. Das war’s dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn die Geschichte der Serie wird komplett neu erzählt. Hier treffen sich die beiden Familien nicht in Berlin, sondern während einer Thailandreise. Sie überstehen eine Bruchlandung mit dem Flugzeug, und Lena, Cem, Yagmur und Costa landen auf einer einsamen Insel, während die Eltern zusammen mit den anderen geretteten Passagieren im Hotel weilen. Derselbe Titel, dieselben Schauspieler aber eine etwas andere Geschichte, kann das gutgehen? Wir haben den Film gesehen und sagen euch in dieser Folge was wir davon so halten.

Verkostet

Edradour/Ballechin 8 Cuvée

Schon wieder bei Edradour und Ballechin, aber diesmal bei beiden gleichzeitig. Denn es handelt sich bei diesem 8-Jährigen Single Malt um ein Cuvée aus Edradour und Ballechin. Die Fässer stammen von Ballechin, sind also rauchig und in diesem Fall ehemalige Bourbon-Fässer. Eines ist ein Edradour-Fass, ist also nicht rauchig und in diesem Fall ein Sherry-Fass.


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