110-Ian McEwan, Blur und Grzimek
Neuigkeiten
Eric Clapton wurde 70!
Helmut Dietl gestorben.
Günter Grass gestorben.
Percy Sledge ist tot.
Klaus Bednarz verstarb mit 72
Ben E. King im Alter von 76 Jahren gestorben
Gelesen
Ian McEwan – Kindeswohl (Homepage)
Fiona Maye ist eine höchst angesehene Richterin am High Court in London. Verheiratet ist sie mit Jack, einem Geschichtsprofessor. Die beiden sind 35 Jahren verheiratet. Eigentlich ist also alles gut, man lebt so vor sich hin. Das große Feuer der Liebe brennt zwar nicht mehr zwischen den beiden, aber sie haben sich miteinander arrangiert. Deshalb fällt Fiona aus allen Wolken, als Jack ihr beichtet, dass er ihr Einverständnis für eine außereheliche Affäre will. Das ist die Rahmengeschichte. Es folgt die Geschichte in der Geschichte, also die um die es in diesem Fall eigentlich geht. Nämlich die, in der Fiona Maye die Richterin ist. Denn just in diesem Moment werden ihr eine Reihe bemerkenswerter Fälle vorgelegt: Zum einen ist da ein 17-jähriger, der an Leukämie leidet, und dringend eine Bluttransfusion benötigt. Aber seine Familie gehört den Zeugen Jehovas an, die Bluttransfusionen aus religiösen Gründen ablehnen. Der Junge selber, lehnt eine Transfusion eben genau aus diesen Gründen auch ab. Doch ohne Transfusion wird er sterben. Fiona bleiben nun weniger als 24 Stunden um ein Urteil zu fällen, und somit zu entscheiden, ob der Junge leben oder sterben wird. Die verschiedenen Fälle und die Situation von Fiona sind natürlich miteinander vernüpft. Die Richterin auf der einen Seite, und die Privatperson auf der anderen Seite. Wie wird sich Fiona Maye also entscheiden? Was wird sie tun? Privat und beruflich.
Gehört
Blur – The Magic Whip (Homepage) (Spotify)
Da ist es also, das erste Album von Blur seit 12 Jahren. Nach dem Hören der ersten Stücke, die vor dem eigentlichen Album veröffentlicht wurden, konnte man weniger erwarten, als das was hier nun als Album vorliegt. Erfreulicherweise wurde es eine Menge mehr. Erinnert im Gesamtkontext eher an die späteren Blur. Man hätte ja ein bisschen befürchten können, sie orientieren sich vielleicht an den großen Erfolgen der 90er. Haben sie aber nicht gemacht. Gut. Hübsch auch, dass Graham Coxon sich zwar zurückhält, aber an den richtigen Stellen sehr hübsche Akzente setzt. Klar: Wer die Blur-Momente der 90er sucht, der findet sie natürlich auch. Und das ist auch gut so, denn es ist immerhin Blur. Wiedererkennen mag man sie dann ja doch gern. Sie haben etwas von früher genommen und mit dem gemischt, was Damon Albarn und Graham Coxon jetzt so machen. Ein wunderbares Album, tolle Melodien. Im Text geht es um Urbanität, um das moderne Leben und was es aus uns allen macht. Ein rundum gelungenes Album! Musikalisch auf allerhöchstem Niveau. Wir hatten im letzten Jahr bereits Damon Albarn über den grünen Klee gelobt. Dieses Album schließ nahtlos daran an. Auch und vor allem weil Albarn in Coxon seinen kongenialen Partner wiedergefunden hat. Toll! Viel besser als Death Cab for Cutie. Hatte ich umgekehrt erwartet. Schön dass Musik einen immer wieder überrascht.
Zum 100. Geburtstag von Billie Holiday (Spotify)
Billie Holiday zählt zu den bedeutendsten Jazzsängerinnen ever. „Ich halte es nicht aus, ein und denselben Song an zwei aufeinander folgenden Nächten auf dieselbe Weise zu singen, geschweige denn zwei oder zehn Jahre lang. Wer dazu in der Lage ist, macht keine Musik. Sowas ist militärischer Drill oder Jodeln oder sonstwas, aber keine Musik.“, soll sie einmal gesagt haben. Das ist doch mal eine Aussage. Das polarisiert schon mal, etwas was Billie Holiday sehr gut konnte. Einer der Gründe warum sie auch heute noch, neben ihrer unfassbar tollen Stimme, so populär ist. Am besten zitiert man sie selber noch mal, das beschreibt sie besser als jeder andere Mensch es könnte. „Ich glaube nicht, dass ich singe. Ich improvisiere mit meiner Stimme wie auf einem Instrument, wie Lester Young, Louis Armstrong oder sonst jemand, den ich bewundere. Es kommt alles, wie ich’s fühle. Ich hasse es, ein Lied so zu singen, wie es auf dem Papier steht. Ich muss eine Melodie so ändern, dass sie zu mir passt. Das ist alles, was ich weiß.“
Bernhard Grzimek wurde am 24. April 1909 in Neiße in Oberschlesien geboren und verstarb am 13. März 1987 in Frankfurt am Main. Er war in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgrund seiner regelmäßigen Sendung „Ein Platz für Tiere“ eine bekanntesten Personen der BRD und für die Öffentlichkeit der Tierfachmann schlechthin. Er war Tierarzt, Verhaltensforscher, langjähriger Direktor des Frankfurter Zoos, erfolgreicher Tierfilmer, Autor sowie Herausgeber von Tierbüchern. Sein Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ wurde 1960 als erster deutscher Film nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Oscar ausgezeichnet. Und damit wäre die Handlung des Films auch schon beschrieben. Es geht in diesem Film um Grzimek und dessen Leben. Ulrich Tukur spielt Professor Grzimek, und das macht er wie fast immer grandios. Herrvorragend. Wunderschöne Bilder. Tolle schauspielerische Leistung. Man lernt hier etwas über das Leben des Herrn Grzimek, den man, wenn man denn alt genug ist, nur aus dem Fernsehen kannte, und ihn so Sachen sagen hörte wie: „Dieses possierliche Tierchen…“. Übrigens hat Tukur gar nicht erst versucht so zu sprechen wie Grzimek, das wäre dann wohl zu einer Persiflage verkommen und hätte dem Film nicht gut getan. So aber ist es eine sensible Darstellung von einem Mann geworden, die auch die Abgründe nicht auslässt. Die ein Bisschen an der manchmal allzu weißen Weste kratzt, ohne dabei moralisch zu werten. Grzimek ist nach Schauen dieses Filmes ein Bisschen Menschlicher geworden. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Trailer Nummer II zum nächsten Star Wars!
Empfehlungen
Death Cab for Cutie – Kintsugi (Homepage) (Spotify)
Guster – Evermotion (Homepage) (Spotify)
Eels – Royal Albert Hall (Homepage) (Spotify)
– 05.05.2015 um 20.10 Uhr im DLF: Hate Radio. Der Massenmord, der sich 1994 in Ruanda ereignete, hatte einen „Soundtrack“, und der kam aus dem Radio.
– 09.05.2015 um 20.05 Uhr im DLF: „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque
– 12.05.2015 um 20.10 Uhr im DLF: Worüber wir reden, wenn wir über Anne Frank reden – Das Hörspiel handelt von einem orthodoxen jüdischen Paar aus Jerusalem und einem säkularen jüdischen Paar, das in Kalifornien lebt. (Auf der Website des DLF steht hier irrtümlich 11.05.2015, also aufpassen, dass man es nicht verpasst)
– Soundcloud mit spontaner Re:publica-Liveberichterstattung vom 5.-7. Mai: https://soundcloud.com/diestroemung