Feuilletöne – Sendung 201 – Søren Kierkegaard, Heike Matthiesen, Sense8 – Weihnachtsspecial und Glengoyne 18
Wir starten in unser philosophisches Jahr und beginnen mit dem schrulligen Dänen Sören Kierkegaard. Von ihm haben wir ‚Entweder – Oder‘ gelesen. Außerdem haben wir von der wunderbaren Heike Matthiesen ‚Guitar Ladies‘ gehört, das Weihnachstspecial von Sense8 gesehen und einen 18-jährigen Glengoyne verkostet.
Gelesen
Søren Kierkegaard – Entweder – Oder (Volltext)
Kierkegaard war ein dänischer Philosoph, Essayist, Theologe und Schriftsteller. Kierkegaard wird oft als Wegbereiter der Existenzphilosophie oder gar als deren erster Vertreter genannt. Hier soll es um Entweder – Oder gehen. Es ist sein erstes und gleichzeitig auch sein bekanntestes Werk. Veröffentlicht wurde das ganze im Jahre 1843 unter dem Pseudonym Victor Eremita. Der dänische Originaltitel lautet: „Enten – Eller. Et Livs-Fragment, udgivet af Victor Eremita“
In diesem Werk werden zwei Existenzmöglichkeiten bzw. Weltanschauungen einander gegenüber gestellt: Zum einen die ästhetische und zum anderen die ethische. Der angebliche Herausgeber gibt vor, die Texte und Briefe zufällig entdeckt und zusammengestellt zu haben. Victor Eremita (Kierkegaard) nennt sich selbst Herausgeber und behauptet, die Texte in einem erworbenen Sekretär gefunden zu haben, die seiner Meinung nach von zwei Verfassern sind. Den ersten, der vollständig anonym bleibt, nennt er A, den zweiten, der Wilhelm heißt und Gerichtsrat ist, nennt er B. So hat es den Anschein, als lese man eher einen Roman denn ein philosophisches Werk. Doof war er nicht, der Kierkegaard. Wir haben das Werk gelesen und sagen euch was wir von dem Schlawiner und seinem Werk so halten.
Gehört
Heike Matthiesen – Guitar Ladies
Heike Matthiesen kommt aus Braunschweig und ist eine klassische Gitarristin. Sie erhielt bereits als Kind eine umfassende musikalische Ausbildung und spielt seit dem vierten Lebensjahr Klavier. Sie spielt vor allem spanische und deutschsprachige Musik, aber auch französische, polnische und südamerikanische Musik finden sich in ihrem Repertoire. In diesem Fall geht es samt und sonders um Komponistinnen, also um tolle Frauen, die Stücke für die Gitarre komponiert haben. Es geht um Musik, die Heike Matthiesen gefällt, die sie sich bewusst ausgesucht hat und bei der die Virtuosität nicht im Vordergrund steht, so dass auch die ein oder andere GitarristIn zu Hause diese Stücke spielen kann. Deshalb heißt dieses Album auch sinnigerweise ‚Guitar Ladies‘. Wir haben es gehört und erzählen euch ob toll wie es fanden oder nicht.
Gesehen
Sense8 – Weihnachtsspecial “F*cking Frohes Neues” (IMDb)
Sense8 ist eine US-amerikanische Fernsehserie der Wachowski-Schwestern, gemeinsam mit J. Michael Straczynski, die im Jahr 2015 weltweit bei Netflix gestreamt wurde. Die zweite Staffel wird im Mai 2017 veröffentlicht.
Es geht um acht Menschen, die einander völlig fremd sind, die aus verschiedenen Ländern kommen, die aber durch ein tragisches Schicksal mental und emotional miteinander verbunden sind. Der geheimnisvolle und mächtige Mann Jonas versucht nun die acht Fremden zusammenzubringen, während ein gewisser Mr. Whispers Jagd auf sie macht, um sie zu töten. Die erste Staffel dieser Serie haben wir bereits in unserer 118. Folge besprochen. Diesmal geht es um das Weihnachtsspecial des Jahres 2016.
Verkostet
Glengoyne 18
Fast in den Lowlands sind wir diesmal angekommen. Nicht zum ersten Mal. Wir hatten schon den 12-jährigen Glengoyne probiert. Diesmal nun also der 18-Jährige. Die Brennerei gehörte seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zur Edrington Group – denen auch Highland Park oder Macallan gehört – bevor sie 2003 von dem unabhängigen Abfüller Ian Macleod gekauft wurde. Sie ist eine von nur noch zwei Destillerien, die Golden-Promise-Gerste verwenden – die andere ist Macallan.
Nachdem ihr ja bald euren „Philosophen-Showdown“ angekündigt habt, worauf ich mich schon sehr freue, muss ich nochmal zur Kierkegaard-Folge zurückspringen. Mir sei an dieser Stelle ein Hinweis auf Eugen Drewermann und sein Dissertationsprojekt „Strukturen des Bösen“ (3 Bände; zusammen ca. 2000 S.) erlaubt. Dabei untersucht er die jahwistische Urgeschichte (Gn 2-11) aus exegetischer (Band 1), psychoanalytischer (Band 2) und philosophischer (Band 3) Sicht. Interessant finde ich seine Synthese (ab S. 436 des dritten Bandes), die maßgeblich auf der Kierkegaard`schen Trias „Angst – Verzweiflung – Glaube“ aufbaut und aus meiner Sicht eine interessante Perspektive der existentialistischen Themen anbietet.
Ein kleiner Auszug hierzu aus S. 469:
„Es sind nach Kierkegaard vor allem zwei polare Achsensysteme,
zwischen denen die Freiheit sich ausspannt und zwischen denen sie in ihrer Angst zu versinken versucht ist: die Freiheit konstituiert sich
1) zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen; denn gäbe es nur das Endliche, so wäre keine Freiheit, sondern nur die Notwendigkeit der
äußeren Determiniertheit; gäbe es nur das Unendliche, so wäre die Freiheit die reine Selbstverfügbarkeit in der Identität von Sein und Wesen, eine Koinzidenz von Freiheit und innerer Notwendigkeit jenseits aller Angst;
2) besteht die Freiheit zwischen den Polen der Möglichkeit
und der Notwendigkeit; sie ist als Freiheit nur wirklich in der angsterfüllten Synthese dieser Gegensätze. Indem sie aber versucht, sich von
ihrer eigenen Spannung, von ihrer eigenen Angst zu befreien, muß sie sich selbst aufzuheben trachten, indem sie je einen der beiden Pole vereinseitigt, bzw. den anderen leugnet. So entstehen die folgenden zwei Doppelpaare der Verzweiflung in der Spannung zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit sowie zwischen Freiheit und Notwendigkeit.“
Alle drei Bände finden sich frei zugänglich und als pdf downloadbar auf den Seiten der Digitalen Bibiliothek der bayerischen Staatsbibliothek: https://www.digitale-sammlungen.de/index.html?c=suchen&l=de&ab=drewermann&adr=1
Jetzt schon vielen Dank für all eure philosophischen Episoden (egal ob existentialistisch oder stoisch) und den stets sehr abwechslungsreichen Podcast, der mich immer wieder aus meiner „Filter-Bubble“ herausführt.
Christian
Wow! Vielen lieben Dank für Dein Feedback!
Liebe Grüße
Herr Martinsen